Schlittenhundetour in Schweden vom 27.01. - 03.02.06

Mein Reisetagebuch

Freitag: Flug mit Lufthansa nach Stockholm - weiter, nach 3 1/2 zähen Stunden des Wartens, mit SAS nach Östersund.

Hier treffen sich alle Teilnehmer am

Dieter und Petra aus der Kölner Gegend, Monika aus Berlin, Corinna aus München und ich (Markus). Wir werden mit dem Taxi abgeholt und kommen nach 2 1/2 Stunden Fahrt Richtung Storsjö im Camp an. Walter nimmt uns in Empfang - das Gepäck auf einen Schlitten verladen und nach kurzem Fußmarsch im Dunkeln Ankunft an der Unterkunft. Brotzeit zum Abendessen - kennenlernen - Zuteilung der Hunde auf die einzelnen Teilnehmer, Walter gibt Karten mit den Bildern der einzelnen Hunde aus, damit wir uns die Hunde und die dazugehörigen Namen schon mal einprägen können.

Samstag: Morgens erst mal am Pumpbrunnen Wasser holen und die Hunde tränken (warmes Wasser mit etwas Futter - Wasser allein wird üblicherweise verweigert).

Danach gibt's Frühstück für uns. Während dem Frühstück besprechen wir den Tagesablauf, dann geht's zur Einkleidung - Thermooveralls und Stiefel.

Danach gibt's die Einweisung am Schlitten (Schneeanker, Firnanker, Bremse, Zentralleine, Zugleinen, Neckleinen, sowie die Reihenfolge der Einspannung - zuerst den Leader, damit die Zentralleine gespannt ist, danach die anderen Hunde von vorne nach hinten) und die Einweisung am Hund ;-). Wie zur Hölle krieg ich das Geschirr auf den Hund ohne alles zu verknoten
(weder das Geschirr, noch Geschirr mit Mensch oder Hund)? 

Dann geht's raus zur Einweisungsfahrt - der See ist wegen Overflows nicht befahrbar, also ab durch den Wald. Das ist die absolute Härte für Anfänger, Bäumen und Sträuchern ausweichen, wie krieg ich den Schlitten wohl an dem Baum vorbei, wenn die Hunde direkt nach dem Baum eine Kurve laufen. Dieter schlägt, ohne sich dabei zu verletzen, einen Krater der eine besondere Erwähnung in schwedischen Waldschadensbericht verdient. 

Weiter geht's sanft hügelig ca. 4 km bis zur Pause, anschließend die gleiche Strecke wieder zurück ins Camp.

Ich habe meine ersten Versuche auf dem Schlitten ohne größere Probleme und vor allem ohne Abflug überstanden. Hat trotz widriger Witterung gewaltig Spaß gemacht. Leider ist es viel zu warm, nachts um 0°, tags knapp drüber mit Schneeregen.
Ich freue mich schon auf morgen, wenn's endlich auf Tour geht.

Speziell für meine Tochter Lisa: 

"Mein" Team: Leader - Terijak (M) / Teamdogs - Joe (XL) und Smilla (M) / Wheeldogs - Tita (M) und Olek (XXL), 
in Klammern die Geschirrgröße.

Morgen kommt Joe mit ins Lead.
Die Hunde füttern, anschließend Abendessen für uns. Es gibt Rentier mit Nudeln und Salat.

Sonntag (ca. 24 km): Um 6 Uhr raus aus den Federn, der Rest der Gruppe schläft bis 7 / halb 8. Wasser holen am Pumpbrunnen, so ca. 80 l. Dann die Suppe für die Hunde herrichten. Erst jetzt gibt's Frühstück für uns. 
Anschließend die Schlitten bepacken: Seesack mit meinen Klamotten, Rucksack fürs Kleinzeug, 3 Schlafsäcke, Isomatte, Rentierfell, Zelt, ein Sack voll Holz und 15 kg Hundefutter. Töpfe, Kochgeschirr, Benzinkocher und die Verpflegung für uns wird auf die Schlitten aufgeteilt. Am Anfang bin ich sicher, dass das ganze Zeug nie in den Schlittensack passt, klappt aber doch, sieht jedoch aus wie ein Schwerlaster.

Jetzt die Hunde einspannen - es zieht sich - dann geht's los.

Wieder ab durch den Wald, es geht schon deutlich besser als gestern. Weiter über Skidoo-Trails, tendenziell bergauf. Es sind wieder um die 0° und Schneeregen. Der Schnee ist schwer und pappig, nicht so leicht für die Hunde. Zwischendurch mal ein paar km Tiefschnee - selber spuren ist angesagt - Walters 7-Hunde-Team arbeitet gigantisch.

Zwischendrin mal Teepause.

Ich bemerke eine leichte Blutung bei Tita - das Mädel wird läufig - ab jetzt heißt's aufpassen, dass Olek keinen Blödsinn macht. Ankunft bei Sturm und Dämmerung an der ersten Übernachtungshütte.

 An einer windgeschützten Stelle eine Spur treten zum Teams "einparken". Die Schlitten mit Ketten verbinden, die Hunde ausspannen und an den Ketten anhängen. Jetzt ist erst mal eine Ruhephase für die Hunde angesagt. Wir schaffen unser Klamotten in die Hütte. Die ist gnadenlos eng (ca. 3m x 3,5m) zum Übernachten für 5 Personen, Walten schläft prinzipiell im Zelt in unmittelbarer Nähe zu den Hunden.

Jetzt ist Schneeschmelzen für das Hundefutter erste Pflicht, dauert aber. Derweil Brotzeit für uns, schwedisches Fladenbrot mit Käse oder Wurst. Dann die Hunde füttern. 

Anschließend Kochen für uns, es gibt Gemüse, Reis und Wurst. Nur Walter, Dieter und ich haben noch Hunger. Petra, Monika und Corinna verweigern. Um Mitternacht in den Schlafsack, drunter ein Rentierfell.

Montag (ca. 15 km): Bin um 6 Uhr aufgewacht, raus, eine Stunde Ruhe genießen und dem Plumpsklo mal einen Besuch abstatten.

Dann den Ofen anheizen, Schnee schmelzen,  Wasser  für die Hunde. Um 3/4 8 großes Erwachen. Walter versorgt die Hunde, Dieter und ich sägen und hacken Holz. Jetzt um 1/2 10 wieder warten auf ausreichend Wasser, damit wir frühstücken können.

Dann ab auf Tour - irre Landschaft, aber Sauwetter. Es ist wieder viel zu warm, Schneeregen, stürmischer Wind
(angesagt sind bis 17 m/s).

Der Trail zieht sich im Gegenwind. Teilweise gigantisches Wolkenspiel mit einzelnen Sonnenstrahlen - eine Wahnsinnsstimmung.

Ankunft noch bei Tageslicht, die Schlitten hintereinander spannen, die Ketten auslegen und die Hunde ausspannen. Das alles bei ordentlich Wind.

Bis jetzt war's trotzdem super - bei normalem Wetter, also 15° kälter und nicht so stürmisch, ist das aber sicher noch steigerungsfähig.
Die Hütte ist größer als die gestern, aber nicht viel. Es beginnt zu schneien und der Wind wird zum Sturm.
Wieder die ganze Prozedur: Ofen anheizen, Schnee schmelzen, Futter für die Hunde....

Unser Abendessen: Spaghetti mit Gemüse und Köttböllar (Fleischpflanzerl)
3 enge Pritschen für 5 Personen - immer noch Sturm. Die Nacht ist kurz und ungemütlich.

Dienstag (ca. 31 km): Morgens die übliche Prozedur (Schnee schmelzen, Hunde versorgen ........).

Wir können leider nicht weiter ins Hochfjäll. Es ist zu stürmisch und damit zu gefährlich. Schade!
Wir sind alle etwas traurig, aber das mit dem Wetter hatte sich ja schon angekündigt. Wir haben bis zuletzt auf einen Wetterumschwung gehofft. Nicht zu ändern - also umkehren und wieder zurück ins Camp.

Der Trail ist schwer und sulzig. Gott sei Dank geht's hauptsächlich bergab, es wäre sonst extrem anstrengend für die Hunde. 
Die Fahrt verläuft fast reibungslos - bin mal kurz nachgeschleift worden, der Anker hatte nicht gehalten, war aber nach 10-15 m wieder auf dem Schlitten.

Zwischendrin Teepause, dann in rasanter Fahrt auf einem engen Trail durch den Wald bergab.

Da ist Konzentration gefragt. Die Zentralleine muss immer auf Spannung gehalten werden, sonst ist das Risiko, dass sich ein Hund drin verwickelt sehr hoch. Das kann zu bösen Verletzungen bei den Hunden führen. Monika hat dieses Problem mal - dem betroffenen Hund ist aber glücklicherweise nichts passiert. Wir haben die Verwicklung mit vereinten Kräften schnell genug gelöst. Walter war etwas sauer, zurecht! Er hat uns oft genug gesagt, dass wir da unbedingt aufpassen müssen.
Zurück im Camp kommt die absolute Ernüchterung. Der See ist jetzt gar nicht mehr befahrbar. Das Eis ist noch locker dick genug, aber der Schnee auf dem Eis ist geschmolzen - knietiefes Wasser auf dem Eis. Walter hat so was in 15 Jahren noch nicht erlebt, für die Jahreszeit ist es mindestens 15° zu warm. 

Zum Abendessen Pide (schwedische Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln)
Petra hat Geburtstag - es gibt Sekt und Kuchen. Ansonsten ein normaler Abend.
Mal schaun was morgen wird.

Mittwoch: schlafen bis 8 Uhr
Es ist immer noch pisswarm, nachts über 0° - keine Chance auf Schlittenfahren.

Nach dem Frühstück beschließen wir die 10 km nach Storsjö zu wandern. Der Schnee auf der Straße ist weg.

Ich glaube, dass in den letzten Tagen durch Temperatur und Wind ca. ein halber Meter weggeschmolzen ist.
Habe mir beidseitig Blasen gelaufen, zum Wandern sind die Boots wohl doch zu groß.

Brotzeit in der einzigen Kneipe am Ort. Walter hat uns abgeholt.
Jetzt die übliche Abendprozedur - für die Doggies gibt's zusätzlich Hühnerhälse.

Donnerstag: Die üblich Morgenprozedur mit Frühstück.
Walter schlägt vor mit dem Auto aufs Flatruet zu fahren. 

Wir fahren über Ljungdalen aufs Flatruet. Das ist die höchste Passstraße in Schweden (ca. 1000 m), klingt für unsere Ohren nicht sonderlich hoch, aber die Baumgrenze liegt hier auf Grund der klimatischen Bedingungen deutlich unter 1000 m. Oben halten wir kurz an. 

Jetzt ist mir endgültig klar, warum wir bei starkem Wind hier nicht mit dem Schlitten fahren konnten. Der Eindruck ist völlig surreal. Man kommt sich vor, als wäre man in einer anderen Welt. Heute ist es nicht sonderlich windig, aber der lockere Schnee wird waagerecht über die Hochebene geblasen.

Ein irres Umfeld, hier hätte Schlittenfahren sicherlich Spaß gemacht. Im Umfeld Berge bis 1800 m Höhe, wir sind in Schwedens südlichstem Hochgebirge. Weiter geht's über die Passstraße nach Funesdalen.
Auf der Suche nach einem Cafe, in dem uns Walter eine schwedische Waffelspezialität spendieren möchte, landen wir letztendlich beim Türken. Walter drängt zur Eile. Er will wieder zurück über den Pass, bevor dieser wegen Schneeverwehungen gesperrt wird. Die 300 km Umweg möchte er sich gerne ersparen - verständlich.
Abends schauen wir uns einen Video von einer Tour im April 2005 an, gute Trails und schönes Wetter, macht Geschmack auf mehr.
Zum Abendessen, typisch schwedisch ;-), selbstgeriebene Allgäuer Käsespatzen, super!!
Die Klamotten zusammenpacken, denn morgen geht's schon wieder Richtung Heimat.
Nachts um 1/2 1 ein schwaches Polarlicht, beeindruckend, leider werden die Fotos nichts.

Freitag: Aufstehen um 6 Uhr, Morgenprozedur, Frühstück...
Walter hat 2 Schlitten aufs Auto geschnallt (das nenn ich stilechten Dachgepäckträger) da für die Fahrt mit Anhänger die Straßenverhältnisse zu schlecht sind.

Jetzt die 190 km zurück nach Östersund. Die ersten 50 min Schotterpiste. Plötzlich fünf Rentiere auf der Fahrbahn, leider sehen wir keinen Elch. Die letzten 50 km wird's trostlos. Wo vor einer Woche noch mehr als ein halber Meter Schnee lag, jetzt nur noch braunes Gras. Einsetzender Schneefall, ein Funken Hoffnung für Walter.
Am Flughafen Abschied von Petra und Dieter, sie fliegen erst um 16 Uhr nach Stockholm und bleiben dort noch bis Sonntag.
Den Flug nach Stockholm weitgehend verschlafen. In Stockholm dichtes Schneetreiben. Ich trinke noch einen Kaffee mit Monika (Corinna bleibt noch bis Montag in Stockholm) und habe dann noch eine Stunde bis zum Boarding.
Ich hoffe auf einen ruhigen Flug und freue mich auf zuhause.

Alles in Allem trotz der widrigen Witterung ein tolles Erlebnis.

Infos zum Veranstalter unter:

Danke an Dieter für die tollen Fotos.